Medienmitteilung

WOV: Ein Projekt für die Vergangenheit

WOV, Illustration: Kanton Uri

Die Umfahrungsstrasse WOV (West-Ost-Verbindungsstrasse) hat eine lange Vorgeschichte. Während Jahrzehnten haben Verwaltung und Regierung an der Idee festgehalten, den wachsenden Autoverkehr mittels Umfahrung zu «bewältigen». Dieses Konzept ist heute völlig veraltet. Denn die West-Ost-Verbindung ist kein Beitrag zur Bremsung der Klimakatastrophe – im Gegenteil. Die WOV verlagert die Probleme des motorisierten Individualverkehrs nur an andere Orte und trägt zur Aufrechterhaltung der Weiter-wie-bisher-Illusion bei.

Die WOV hat eine mehr als 70-jährige Vorgeschichte. Schon 1950 war klar, dass der motorisierte Individualverkehr auch in Uri und insbesondere in Altdorf ein Problem darstellt. Damals gab es in Uri noch weit weniger als 1000 Motorfahrzeuge. Sie waren schon damals laut und stinkig. Seit 1950 wurden mehrere Dutzend Varianten für Umfahrungsstrassen diskutiert, wie aus einer Zusammenstellung des Kantons auf dem Jahr 2011 hervorgeht: Nahumfahrung, Kernumfahrung, Einbahnsystem, Tunnel Ost und Tunnel West, Schächenspange etc. Mit der Autobahn A2 wurde in den siebziger Jahren eine erste Umfahrung geschaffen. Gleichzeitig entstand auf der Achse Giessenstrasse-Industriestrasse-Umfahrungsstrasse eine lokale zweite Ausweichstrecke um Altdorf herum, die gleichzeitig die Anbindung von Seedorf und Attinghausen an den Autobahnanschluss Flüelen sicherstellte. Mit der neuen Unterführung Wysshus wurde die Strecke auch LKW-tauglich. Schliesslich hat der Kanton die Achse Spitalstrasse-Seedorferstrasse-Kornmattstrasse-Rynächtstrasse in Salamitaktik zu einer Nahumfahrung ausgebaut. Trotz drei Umfahrungsstrassen: Der Verkehr hat parallel zur Motorisierung weiter zugenommen, auch dort, wo man ihn vertreiben wollte. Denn heute fahren mehr als 20000 Personenwagen und 3500 Motorräder von Herrn und Frau Urner auf unseren Strassen herum - und mehr als 12'000 pro Tag mitten durch Altdorf. Dazu kommen der Transitverkehr und alle Fahrzeuge mit Ziel Uri.

Verkehr verteilen ist untaugliches Rezept

Die ganzen Planungen für die «Bewältigung» des Verkehrs haben wesentliche Aspekte ausgeblendet. Das Grundübel motorisierter Individualverkehr wurde nie in Frage gestellt. Statt den Verkehr zu reduzieren, will der Kanton ihn auch heute noch einfach an einem andern Ort verschieben, so dass - wenn möglich - die Vorgaben der Umweltgesetzgebung eingehalten werden können. Emissionen räumlich zu verteilen war und ist noch heute sein Rezept. Und wo das nicht möglich war, wurde mit sogenannten «Erleichterungen» operiert, die nur für die Strassenbauer und den Verkehr, nicht aber für die AnwohnerInnen der Strassen das Leben einfacher machen.

Die offizielle Politik lebt auch heute noch von der Illusion, dass es irgendwo einen Ort geben müsse, wohin man den gehätschelten und gleichzeitig lästigen Autoverkehr verbannen könnte, damit er nicht stört – und hat dabei übersehen, dass gleichzeitig auch die Siedlungen sich «autogerecht» über den ganzen Talboden ausgedehnt haben und weiter ausdehnen, es also keinen solchen Ort mehr gibt. Gleichzeitig haben die Behörden immer mehr grosse Einkaufszentren und Läden, vom Urnertor über Manor/Jumbo und Tellpark zu Aldi und Lidl mit riesigen Parkplätzen ausserhalb der Dörfer bewilligt, zahlreiche öffentliche Parkplätze gebaut und den Bau privater Abstellplätze zur Pflicht gemacht. Damit haben die Behörden zum Problem beigetragen, für das man uns nun die WOV als Lösung verkauft hat.

Dabei haben die Behörden völlig ausgeblendet, dass die Probleme heute ganz anderer und viel grundsätzlicherer Natur sind. Die Klimakatastrophe ist bereits voll im Gang, Schlimmeres ist nur vermeidbar, wenn wir radikal umdenken und umsteuern und die Klimagase in wenigen Jahren auf null reduzieren. Die WOV trägt nichts dazu bei. Die Mobilität ist heute zu rund 40 Prozent für die in der Schweiz ausgestossenen klimaschädigenden Gase verantwortlich. Auch eine Elektrifizierung der Motorfahrzeuge reduziert die Produktion von Klimagasen leider nur zur Hälfte. Herstellung und Entsorgung der Batterien schaffen neue Probleme. Und wenn die Autos wie bisher immer grösser und schwerer werden und für den Einkauf einer Senftube ein 2-Tonnen-Fahrzeuge herumbewegt wird, verschärft sich das Problem noch mehr.

Die Lösung wäre einfach

Dabei gäbe es ganz andere, einfache und kostengünstige Ansätze: zu Fuss gehen, mit dem Velo oder mit dem E-Bike fahren, Einkaufswagen ziehen und allenfalls den öffentlichen Verkehr benützen statt «Stadt-Panzer» herumzufahren. Damit solche Ansätze zum Tragen kommen, braucht es aber auch bei den Behörden ein radikales Umdenken: Statt neue Strassen zu bauen wäre es besser, Parkplätze zu entfernen, Bäume zu pflanzen und einen Grossteil der Strassen für den nichtmotorisierten Verkehr zu reservieren, so dass dieser genügend Platz hat und sicher verkehren kann. Auch so bleiben noch genügend Autos auf den Strassen: von HandwerkerInnen und Lieferdiensten, von Taxi, Polizei, Feuerwehr und Sanität und andern Dienstleistern, die nicht so einfach ersetzt werden können. Für den VCS ist deshalb klar: Die WOV trägt nichts dazu bei, das Mobilitätsproblem, das längst zu einer globalen Bedrohung geworden ist, zu lösen. Sie nährt nur einmal mehr die Illusion, dass ein Weiters-so-wie-bisher möglich ist.

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